04. August 2021 Thema: Familie Von David Maier
In der Corona-Pandemie hat sich ein eklatantes Problem gezeigt, das schon lange an der Oberfläche kratzt: Im politischen Entscheidungsprozess wird konsequent die Perspektive Jugendlicher außen vor gelassen. Damit verschenken wir zum einen das Potential junger und frischer Ideen, die uns alle zugute kommen können. Zum anderen stoßen wir damit jungen Menschen, die sich beteiligen wollen, vor den Kopf. Eine Gesellschaft darf es sich nicht leisten, ganze Bevölkerungsgruppen von politischen Prozessen auszuschließen und zu entmutigen. Was wir dagegen tun können:
Nicht erst seit der Klimaschutzbewegung mischen junge Menschen in der Politik mit. Auch in der Kommunalpolitik, die Politik für die Gemeinden, in denen sie aufgewachsen sind, können sie wichtige Impulsgeber und Perspektivenwechsler sein – wenn wir sie lassen. Deshalb ist es wichtig, dass auf jeder kommunalen Ebene in Rheinhessen ein entsprechendes Jugendparlament geschaffen wird. Diese müssen Schlagkraft besitzen: Nicht nur “Anhören”, sondern auch Umsetzen! Ich setze mich auch hier für eine neue Kultur in der Politik ein. Eine, in denen die politischen Ziele und Vorhaben von Jugendlichen ernst genommen werden.
Es ist ein Trauerspiel, was sich mancherorts abspielt: Jugendliche werden aus dem Dorf- und Stadtinneren vertrieben und an den Rand gedrängt, weil sie zu laut sind, zu viel Müll machen. Jugend braucht aber genau diesen Platz, um sich frei entfalten zu können. Der Verdrängung von Jugendlichen aus den Zentren muss endlich einen Riegel vorgeschoben werden. Kompromisse zwischen den Generationen zu schaffen, ist der Schlüssel.
Damit Jugendliche und Anwohner ungestört sein können, braucht es aber neue Räume. Sei es Grillplätze in Schrebergärten, Jugendhäuser in den Innenstädten oder Skateparks in Gewerbegebieten. Ich möchte mich im Bundestag für eine Förderung genau solcher Projekte in den Kommunen stark machen!
Gerade die Jugend hat unter Corona gelitten. Selbstisolation, Home-Schooling, Wegfall von Nebenjobs und keine Möglichkeit, sich frei zu entfalten. Viele Fragen sich zurecht, ob sie gerade Dinge “verpassen”, die in ihrem Lebensabschnitt üblich wären. Diese Unsicherheit müssen wir nehmen – und Perspektiven schaffen.
Jugendliche müssen nach der Pandemie zum einen kostenlose Freizeitangebote gemacht bekommen, zudem brauchen sie auch die Zeit, um diese überhaupt wahrnehmen zu können. Turbo-Schule, Turbo-Ausbildung, Turbo-Studium. Zeitdruck darf, und das gilt unabhängig von Corona, keine Rolle mehr in der Bildung spielen. Die persönliche Entwicklung muss vorangestellt werden.
Einige sagen, mit 16 sei man nicht reif genug zum Wählen. Ich sage: Reife hängt nicht zwangsläufig vom Alter ab. Wie kann man in Zeiten von riesigen politischen Bewegungen darauf kommen, die Jugend würde sich nicht mit Politik beschäftigen? Wenn man komplexe Zusammenhänge wie den Klimawandel versteht, dann traue ich ihnen auch zu, zwei Kreuze machen zu können. Diese Bevormundung muss endlich aufhören. Das Wahlalter ist keine von der Natur diktierte Grenze, sie ist politisch festgelegt. Trauen wir uns, diese Politik zu ändern. Das Wahlalter mit 16 muss kommen – dafür mache ich mich stark.
In der Politik werden Entscheidungen getroffen, die mitunter viele Jahrzehnte Bestand haben. Deshalb möchte ich als Bundestagsabgeordneter die Belange von jungen Menschen ernst nehmen und ihnen eine Stimme geben – durch Dialog und Begegnung, durch Mitsprache und durch Fürsprache.